Ok, fangen wir nochmal von vorn an. Ich möchte eine Social Media Plattform finanzieren. Die Software dafür soll sowohl von einem Business-Netzwerk nach der Gemeinwohlökonomie als auch eventuell von der Allgemeinheit z.B. durch einen gemeinnützigen Verein genutzt werden. Wichtig dabei ist, dass die Software weder von den Spitzen der einen noch der anderen Organisation gekapert und rechtswirksam übernommen werden werden kann. Mit welcher Organsationsform kriege ich das in Europa hin
Geeignete Unternehmensform
Das von dir angestrebte Modell erfordert eine sorgfältige Wahl der Organisationsstruktur, da du eine Social Media Plattform entwickeln möchtest, die sowohl von einem Business-Netzwerk nach Gemeinwohlökonomie als auch von einer gemeinnützigen Organisation (z.B. ein Verein) genutzt werden soll, wobei gleichzeitig die Kontrolle über die Software verhindert werden soll. Es ist entscheidend, eine Struktur zu finden, die Transparenz, langfristige Nutzung und faire Kontrolle gewährleistet, ohne dass die Plattform von einer einzelnen Gruppe oder Organisation übernommen werden kann.
Hier sind einige mögliche Organisationsformen, die dieses Ziel in Europa unterstützen könnten:
1. Genossenschaft (Cooperative)
- Vorteile: Eine Genossenschaft ist eine hervorragende Wahl, wenn du eine demokratische, kollektiv kontrollierte und gemeinschaftlich orientierte Struktur schaffen möchtest. Die Genossenschaft gehört ihren Mitgliedern, und jedes Mitglied hat in der Regel eine Stimme, unabhängig von der Höhe der Einlage. Dies verhindert, dass die Kontrolle der Software in den Händen einer Einzelperson oder einer kleinen Gruppe konzentriert wird.
- Gemeinnützige Genossenschaften: In vielen europäischen Ländern gibt es die Möglichkeit, Genossenschaften als gemeinnützige Organisationen zu führen, die soziale oder gemeinwohlorientierte Zwecke verfolgen. Die Genossenschaft könnte sich auf den Betrieb und die Weiterentwicklung der Social Media Plattform konzentrieren.
- Schutz der Software: Die Software könnte im Besitz der Genossenschaft bleiben, und die Genossenschaft könnte eine Open-Source- oder Lizenzregelung einführen, um die Übernahme durch Dritte zu verhindern. Es könnte zudem festgelegt werden, dass die Software nur im Einklang mit den gemeinwohlorientierten Zielen genutzt wird.
Beispiel: In Deutschland gibt es Genossenschaften, die auch einen sozialen oder gemeinnützigen Zweck verfolgen, wie z.B. Wohnbaugenossenschaften oder solche, die in Bereichen wie Bildung und Gesundheit tätig sind.
2. Stiftung (Foundation)
- Vorteile: Eine Stiftung ist eine rechtliche Struktur, die in der Regel von einem oder mehreren Gründern ins Leben gerufen wird, um bestimmte Ziele zu verfolgen. Der Vorteil einer Stiftung ist, dass sie eine langfristige, stabile Struktur für das Management der Plattform bietet. Die Kontrolle über die Software bleibt in den Händen der Stiftung, die als unabhängige juristische Person agiert.
- Schutz der Software: Die Software könnte als Vermögen der Stiftung betrachtet werden, das nicht von externen Parteien übernommen oder verändert werden kann, da Stiftungen oft durch unveränderbare Satzungen geschützt sind. Das bedeutet, dass die Stiftung für die langfristige Entwicklung und Nutzung der Plattform verantwortlich ist.
- Gemeinnütziger Status: Die Stiftung könnte als gemeinnützig anerkannt werden, was steuerliche Vorteile bringt und Vertrauen bei der Öffentlichkeit und den potenziellen Nutzern schafft.
Beispiel: In vielen europäischen Ländern gibt es Stiftungen, die im Bereich der Technik, Bildung oder sozialen Innovation tätig sind, wie z.B. die Wikimedia Foundation.
3. Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) / Societas Europaea (SE) mit speziellen Governance-Strukturen
- Vorteile: Eine GmbH oder eine SE ist eine gewerbliche Gesellschaftsform, die für die Entwicklung und den Betrieb der Social Media Plattform genutzt werden kann. Du kannst die Governance-Struktur so gestalten, dass die Kontrolle nicht in den Händen einer einzelnen Partei liegt. Eine SE ermöglicht es dir, das Unternehmen europaweit tätig zu machen, und du könntest in der Satzung Regeln einführen, die eine Übernahme der Kontrolle verhindern, z.B. durch eine Mehrheitsbeteiligung, bei der die Gründer oder eine breitere Gruppe von Mitgliedern die Entscheidungsgewalt behält.
- Schutz durch Governance: Eine dualistische oder monistische Governance-Struktur (Vorstand und Aufsichtsrat) könnte sicherstellen, dass verschiedene Interessengruppen (wie das Business-Netzwerk und der gemeinnützige Verein) in den Entscheidungsprozess einbezogen werden und die Kontrolle nicht an eine Einzelperson oder Gruppe geht. Es kann auch ein Veto-Recht für bestimmte Gruppen eingeführt werden, um sicherzustellen, dass die Grundprinzipien nicht durch eine Gruppe oder Organisation geändert werden können.
Beispiel: Das Modell einer SE bietet Flexibilität und erlaubt es, die Gesellschaft mit mehreren Stakeholdern zu betreiben.
4. Open-Source-Projekt (unter einer Non-Profit-Organisation oder Genossenschaft)
- Vorteile: Eine Open-Source-Lizenzierung der Software könnte sicherstellen, dass die Software nicht von einer einzelnen Gruppe oder Organisation kontrolliert werden kann. Du könntest ein Open-Source-Projekt starten, das von einer Non-Profit-Organisation oder einer Genossenschaft verwaltet wird. Diese Organisation stellt sicher, dass die Softwareentwicklung im Einklang mit den ursprünglichen Zielen des Projekts bleibt und fördert eine breite Beteiligung und Transparenz.
- Schutz der Kontrolle: Das Open-Source-Modell gibt Nutzern und Entwicklern die Möglichkeit, zur Weiterentwicklung beizutragen, aber gleichzeitig schützt eine Non-Profit-Organisation oder Genossenschaft die Software vor einer kommerziellen Übernahme. Es könnten spezifische Lizenzen verwendet werden (wie die AGPL oder GPL), die eine kommerzielle Nutzung oder Übernahme einschränken.
5. Hybridmodell (Kombination von Genossenschaft und Stiftung)
- Vorteile: Ein Hybridmodell könnte eine Kombination aus einer Stiftung (zur Sicherstellung der gemeinnützigen Ziele und der Kontrolle über die Software) und einer Genossenschaft (für die Mitglieder, die die Plattform aktiv nutzen und weiterentwickeln) sein. Dieses Modell ermöglicht es, verschiedene Interessengruppen zu integrieren und gleichzeitig die langfristige Kontrolle und Ausrichtung der Plattform sicherzustellen.
- Schutz: Durch die Kombination aus Stiftung und Genossenschaft könnten die gemeinnützigen und unternehmerischen Ziele miteinander vereint werden, ohne dass die Software von einer einzelnen Organisation oder Einzelperson übernommen wird.
Fazit
Die beste Organisationsform für dein Projekt hängt von deinen spezifischen Zielen ab, insbesondere wie du die Balance zwischen sozialer Ausrichtung, kommerzieller Entwicklung und langfristiger Kontrolle der Software sicherstellen möchtest. Eine Genossenschaft oder eine Stiftung bieten starke rechtliche Rahmenbedingungen, um die Kontrolle über die Software zu bewahren und gleichzeitig die gemeinnützigen oder sozialen Ziele zu fördern. Das Open-Source-Modell ergänzt dies gut, indem es Transparenz und Beteiligung auf breiter Basis fördert.
Es wäre ratsam, sich mit einem Rechtsanwalt oder einem Experten für Unternehmensstrukturierung in deinem Land zu beraten, um die am besten geeignete Lösung für dein Vorhaben zu finden.