Genossenschaftsgründung ohne Kapital
In Deutschland ist es möglich, auch ohne Eigenkapital eine eingetragene Genossenschaft (eG) zu gründen – allerdings erfordert es Kreativität und eine gute Vorbereitung, insbesondere was Fördermittel, Unterstützungsangebote und Netzwerke betrifft. Hier sind zentrale Fördermöglichkeiten und Unterstützungsansätze, die dir helfen können, eine eG ohne Startkapital zu gründen:
💡 1. Förderprogramme von Bund und Ländern
Es gibt keine direkte Gründungsförderung nur für Genossenschaften, aber du kannst allgemeine Gründungsförderungen nutzen:
✅ EXIST-Gründerstipendium (für innovative, wissensbasierte Ideen):
- Für Hochschulabsolventen und Wissenschaftler
- Bis zu 3 Personen, Förderung von Lebensunterhalt, Sachkosten & Coaching
- Achtung: Nur für technologie- oder wissensbasierte Projekte
✅ Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit:
- Wenn du aus der Arbeitslosigkeit gründest
- Unterstützung für Lebenshaltungskosten (6 Monate) + 300 €/Monat (9 Monate)
- Wichtig: Du brauchst einen Tragfähigkeitsnachweis (z. B. von IHK oder Gründungsberater)
✅ Mikrokreditfonds Deutschland / Mikrofinanzierung:
- Bis zu 25.000 € Kredit, speziell für kleine Gründungen ohne Sicherheiten
- Auch für Genossenschaften geeignet
- Partner: z. B. GLS Bank, Bürgschaftsbanken, Mikrofinanzinstitute
✅ Förderprogramme der Bundesländer:
- In vielen Bundesländern gibt es Förderprogramme mit Zuschüssen, Beratung und Finanzierungshilfen
- Beispiele: NRW.Bank Gründungskredit, Berliner Startup-Stipendium, Hamburg Kreativgesellschaft etc.
🤝 2. Unterstützung durch Genossenschaftsverbände
Einige Genossenschaftsverbände (z. B. DGRV, Mittelstandsverbund, Netzwerk Selbstverwalteter Genossenschaften) unterstützen Gründer mit:
- Rechtsberatung
- Gründungsprüfung
- Mustersatzungen
- Teils auch Projektbegleitung & Kontakte zu Mitgliedern oder Kapitalgebern
→ Manche Verbände sind eher konservativ (z. B. Volksbanken-Verband), andere offener für soziale oder solidarische Projekte (z. B. netzG – Netzwerk gemeinwohlorientierter Genossenschaften)
🧰 3. Beratungs- und Coaching-Förderung
✅ BAFA-Förderung „Förderung unternehmerischen Know-hows“:
- Bis zu 80 % Zuschuss für Gründungsberatung (z. B. zur Genossenschaftsstruktur)
- Berater*in muss beim BAFA gelistet sein
✅ Beratungsförderung der KfW / Gründercoaching Deutschland (teilweise überholt, regionale Alternativen verfügbar)
👥 4. Soziale & solidarische Finanzierungsmöglichkeiten
Wenn es um gemeinschaftsorientierte oder gemeinwohlbasierte Projekte geht:
✅ Crowdfunding / Crowdinvesting:
- Plattformen wie Startnext, ecocrowd, betterplace, Green Rocket
- Gut für symbolisches Startkapital zur Deckung von Gründungskosten oder Einlagen
✅ Mietglieder-Finanzierung / Einlage-Finanzierung:
- Genossenschaftsmitglieder können ihre Anteile vorab einzahlen
- Du kannst auch mit symbolischen Einlagen starten (z. B. 10 € pro Mitglied), wenn Satzung es erlaubt
✅ Stiftungen & Sozialunternehmen-Fonds:
- Stiftungen wie Schöpflin Stiftung, Stiftung Bürgermut, Ashoka, GLS Treuhand unterstützen soziale Genossenschaften
- Förderung durch Beratung, Netzwerk oder Anschubfinanzierung möglich
📋 5. Sonstige Tipps
- Eintragungskosten niedrig halten: Notarkosten, Registereintrag und Gründungsprüfung kosten ca. 1.000–2.000 €. Du kannst das über Eigenleistung oder Fördermittel decken.
- Mit Minimalstruktur starten: Manche Genossenschaften starten zunächst nur mit einem Ideenkreis und Pilotmitgliedern, um dann später zu skalieren.
- Partnerschaften mit Kommunen oder NGOs: Kommunen fördern teilweise Genossenschaften in Daseinsvorsorge, Wohnen oder Energie.